Rettung und Instandsetzung

Wer sich auskennt, weiß Bescheid. Das hier ist ein Technics TR-555, ein Doppelkassettendeck, seines Zeichens.

Auf den ersten Blick einer der vielen "Plastikbomber" aus den 90ern.

Dazu noch ein Doppeldeck - igitt, die kommen doch nie an die Qualität der Single-LaufwerkGeschwister ran.

Na ja, jedem Tierchen sein Pläsierchen, und ich selbst denke teilweise auch so.

Derweil es gar nicht so ohne ist,  was dieses Machinchen so auf der Palette hat.

Zwei "vollwertige", (beide können aufzeichnen)   Laufwerke mit jeweils 2 Motoren,

In Sachen Dynamik und Rauschminderungssysteme - alles was geht.

Also HX PRO, Dolby B,C sowie dbx .

Beide Laufwerke können "quickreverse" , was bedeutet, das Vorspannband wird optisch erkannt.

Musiksuchlauf, elektronische Zähler, 2 Geschwindigkeiten und ein umschaltbares VU-Meter runden das Angebot ab.

 

Zum Beispiel kann, oder besser konnte,  man mit dem TR-555 drei Stunden nonstop mit dbx aufzeichnen.

(bei 120 er Kassetten sogar 4. )

Paar "Feinheiten" , wie Bandeinmessung fehlen allerdings.

Auch sind die Aufnahmepegelregler bisschen fummelig geraten.

Davon abgesehen, ein solider Doppelrekorder ohne Fehl und Tadel, der auch nicht billig war.

 

Seit es im 90er Katalog auftauchte, blieben meine Augen immer mal wieder daran hängen.

Wirklich ambitioniert war ich nie auf das Ding, als jedoch mal ein defektes für kleines Geld, und als Alternative zur Tonne zu haben war,

siegte der Schnappreflex.

Wenn man es in der Luft hin-, und her bewegte klapperte es drinnen erbärmlich, und Mitleid erregend.

Mir fiel jedoch auf, das es optisch in sehr schönen Zustand war, was mich bestärkte mal das ein und andere auszuprobieren,

und bisschen Arbeit in das Teil zu stecken.

Und so begann es....

 

Gleich nach dem öffnen sah ich das Malheur:

Was auch immer damit passiert sein musste, dem linken Laufwerk (Deck2) hat es nicht gutgetan.

Teile davon kullerten im Gerät herum, und ich hoffte mal das der Elektronik nichts, durch Einschalten in diesem Zustand, geschehen war. 

Es war sozusagen aufgerissen, drei der vier Kunstsoffträger, die es zusammenhielten waren abgerissen.

Einer davon ist im mittleren Bild zu sehen.

(Im unteren rechten Teil des Bildes. Oben links ist ein Schwungrad in die Ecke geflogen, das da neben dem Trafo ganz sicher nicht seinen Job tun kann.)

Im linken Bild ein lose baumelnder Riemen. Auch nicht ooginoool … ;-)

 

Ein hübsches Szenario für einen anständigen Kleber.

Da schon ganz gute Erfahrungen mit dem 2-Komponenten Set vom österreichischen Hersteller "HG Power Glue" gemacht habe,

sollte das Zeug hier mal zeigen was es draufhat :-)

Der Kleber besteht aus einem Granulat und einem Sekundenkleber, der das Granulat verflüssigt, und mit dem "verschweißt"   wo man es draufgegeben hat.

Gleich vorab, es ist nicht billig hat jedoch prima funktioniert.

Ich habe zunächst die drei "Bolzen", so nenn ich die Dinger mal,  wieder auf Ihrer einen Seite da angeschraubt wo sie ursprünglich waren.

Das habe ich anhand der Bruchflächen feststellen können. Ebenso Ihre genaue Position.

 

Das Kleben war nun bisschen mit Geduld verbunden, denn der Klebstoff ist zeitkritisch.

Man hat nur Sekunden zu fixieren.

Danach - "rienne va plus" ! 

Darum habe ich erst einmal einen der drei Bolzen geklebt, aushärten lassen, und danach die Schraube entfernt.

Vorsichtig geprüft ob er festsitzt, und dann das ganze Spiel noch zweimal wiederholt, also für jeden der Bolzen Stück für Stück.

Links das Laufwerk. Man sieht schön das nur noch einer der 4 Halter da ist. 

Rechts das "Zauberzeug" .

Nach dieser Prozedur sah das dann so aus.

Diese Untiefe wäre mal umschifft.

Alle Bolzen wieder an ihrer ursprünglichen Stelle.

Weitere Kleinigkeiten, wie neue Riemen, das gerissene Antriebsritzel wieder fixiert...

Das geht prima mit kleinen Stahlfedern, wie sie in Kugelschreibern stecken.

Dabei wird was passendes gesucht, entsprechend gekürzt und ganz fix hat das Ritzel ein Korsett, das es auf die Welle presst.

Auch wenn es weiter schrumpfen sollte, wird die Feder fein mitwandern.

So weit die Theorie....

Ganz rechts die beiden Schwungräder, schön solide aus Vollmetall, und links daneben, nach der Reinigung, die "Drehbühne" vom Tonkopf, Löschkopf, Pinchroller und die Optik für die Vorspannbanderkennung.

Nach Zusammenbau des Laufwerks und Probelauf, musste ich feststellen das das Laufwerk "spinnt", also logische Funktionen nicht ausführt.

Relativ schnell enttarnte ich einen der beiden Zugmagnete als Übeltäter.

Auch hier lag ein Bruchschaden vor, der den Betrieb verhinderte.

What the Fuck ist blos mit dem armen Recorder passiert ...

Whatever - Geklebt, gelötet, fertig.

Zweiter Probelauf.

Diesmal ging alles glatt.

An dieser Stelle, und ob des Bildes, sei gewarnt, das man bei so was wegen der offenliegenden Netzspannung sehr genau Herr über sein Tun sein sollte.

Es ist sehr gefährlich dabei unkonzentriert zu hantieren, ohne das Stromkabel zu ziehen.

Wer einschlägige  Erfahrung hat, weiß was ich meine ;-)

Zuweilen kommt es unendliche Male vor … Kabel rein - Test - Kabel raus- hantieren - Kabel rein - Test/Messung/wasauchimmer - Kabel raus - usw... 

Oft viele Male bis zum Erbrechen, aber man baut anscheinend mit der Zeit einen 6-Sinn auf und das ist gut  so.

 

Da ich mit dem RS-M250 schon gute Erfahrung mit Recapping gemacht habe, war das auch gleich mal mit die Gelegenheit ein weiteres Gerät zu überholen.

Und damit zog ich das auch gleich noch mit durch.

Zunächst die Hauptplatine...

 

... was fix gemacht war. 

Leider hat der Platinenreiniger den Schriftzug "N5RJ21QB - P021 12A " geext...

Etwas das ich mir merken werde, und dies zukünftig zu verhindern weiß.

Zum Beispiel mit Schutzlack.

Rechts der AN7351K - "Tapedeck on a Chip" genannt.

Bei den beiden Elkos C611/C612 geht es eng zu. Hier müssen maßgenaue rein ;-)

Sonst wird man bei Aufstecken der NR Platine merken, was man falsch gemacht hat. 

Hier gings gut - aber ich musste die beiden dafür auch nachbestellen.

Dieses hübsche kleine Steckboard nochmal im Detail.

Sehr schön gemacht , und im Gegensatz zum RS-B905 streckbar.

Hier sind die Dolby Chips drauf (TEA0665), sowie der dbx De-, Encoder (AN6294). Der zweite AN6294 ist auf der Hauptplatine. 

Links der Microprozessor, und rechts ganz nett, zu sehen das durchaus auch noch etliche  Transistoren mit verbaut sind.

Nun kann final zusammengebaut werden, was zusammengehört.

Das geht wirklich sehr einfach, weil auch dieser Recorder sehr servicefreundlich konstruiert ist.

Ein Legospielchen ;-)

Ich weiß das sieht chaotisch aus, aber alle Teile konnten schön gereinigt werden.

Zum Beispiel die Tasten sehr gut mit Ultraschall.

Der meiste Kram ist in der Frontblende verbaut.

Bei deren Zusammenbau sollte man natürlich schon bisschen die Reihenfolge beachten in der die Teile reinkommen.

Sonst kann es passieren, das man "alles zusammen" hat, und der Blick dann auf einen kleinen Schiebschalter oder einen Staubschutz fällt,

der noch auf dem Tisch liegt. (Das sind die kleinen Filzteile, welche die Kontakte vor Dreck schützen sollen. )

Ärgerlich so was.

Die Frontblende sollte dann wieder so aussehen, bevor sie wieder mit dem Rest vom Gerät verbunden wird.

Dabei muß man schön die kleinen Kontakte im Auge behalten, die exakt in Ihre Stecker müssen.

Etwas das mit Beginn der 90er zunehmend eingesetzt wurde.

 

Nun spielt es wieder fein mit beiden Laufwerken :-)

Es ist vom Klang gar nicht so weit weg vom B905, wenn man dbx bespielte Kassetten wiedergibt.

Erstaunlich wie gut die VFD Anzeigen nach doch immerhin fast 30 Jahren aussehen.

Entweder wenig benutzt, oder mit "Materialüberschuss" gebaut.

In jüngeren Tagen fabrizierte  sehen schon nach paar Jahren nicht mehr gut aus.